Die Chinareise im Juli 2009 

 

Samstag, 18. Juli 19.40 Uhr

Ich bin oben. Gerade gestartet. Heute um 9.30 Uhr sind wir losgefahren, problemlos und stressfrei die 450 km bis Frankfurt. Wir, also Klaus, Thomas und ich waren schon 15.30 Uhr am Flughafen, trafen dort sofort auf die beiden Müllers. Nach kurzer Zeit kam die andere Hälfte unserer 12 köpfigen Gruppe, die mit dem Zug anreisten, zielstrebig auf uns zu. Wir hatten auch keine Mühe uns zu finden, da wir uns ja vom „Vortreffen“ kannten. Bis auf verstärkte Taschenkontrolle und einen Ausruf meiner Person, weil mein Pass nicht richtig erfasst war, ging alles ganz glatt.  Jetzt habe ich ca. 8000 km in 11 h Flug, mit einer Zeitverschiebung von 6h vor mir. Puh, qualvoll. 

 

Sonntag 19. Juli

36 Grad- Sauna. Ankunft 6 Uhr nach deutscher Zeit, hier ist es Mittag. Bereits im Flugzeug mussten wir ein Formular über unseren Gesundheitszustand ausfüllen, der dann zusätzlich noch durch eine Wärmebildkamera bei der Einreise geprüft wurde. Aber alle(s) im grünen Bereich und ab ging’s in den Hexenkessel von Shanghai durch rasante Fahrt mit dem Transrapid, nur 7 min  für 30 km, vmax=431 km/h. Schwitz, schwitz, tropf, stöhn...
Unsere Begleiterin für den ersten Teil der Reise heißt Jin Ying. (Übersetzt heißt das sowas wie „Goldi“.  Der Familienname ist der Vorname). Der erste Eindruck: nett, freundlich und recht locker. 
Bevor wir ins Hotel durften, holte uns der  glücklicherweise klimatisierte  Bus am Bahnhof zur ersten Stadtrundfahrt  ab, zuerst zur  berühmten Strandpromenade Bund am Ufer des Huangpu Flusses eines Nebenarms  des gewaltigen Yangtse Flusses in Pudong, dem mit futuristischen Wolkenkratzern gespickten Banken und Geschäftsviertel von Shanghai. Dort fuhren wir  auf den Jin-Mao-Tower, dem mit 420,5m jetzt zweithöchsten Gebäude von China. Der Fahrstuhl benötigt nur 46s für die 88 Etagen. Wenn man seine Höhenangst überwinden kann, kann man im Inneren des Gebäudes alle Etagen, die sich spiralförmig bis zur Lobby winden, hinabschauen. Nebenan ist das 2008 fertiggestellte World Financial Center  mit 492 m noch höher. Und der Blick nach unten zeigt modellbahnklein, beeindruckend und unwirklich das Stadtbild von Pudong. Unvorstellbar gestern noch in meiner  beschaulichen Kleinstadt gewesen zu sein.

Jetzt -16.00 Uhr- geht es ins Hotel zum Koffer abwerfen und duschen- dann um Sechs gibt es Essen und für danach haben wir uns, ohne großen Widerstand, von Ying noch zu einer Stadtrundfahrt bei Nacht überreden lassen.

 

Dienstag, 21. Juli
Gestern bin ich nicht zum Schreiben gekommen, weil unserTag so mit Programmpunkten gefüllt war.

Morgens halb Neun war Abfahrt zum Hafen, weil wir eine 45 min Fahrt  auf einem Nebenarm des Yangtse machen wollten. Allerdings war das irgendwie eine Terminverwechslung, also ging’s erst mal in die „Altstadt“, die wir schon am Vorabend bei der Lichterfahrt besucht hatten. Altstadt? nein eine künstliche Welt, Merchandising, ein Nachbau in Anlehnung an traditionelle Bauten. An sie grenzt der Jü-Garten, den ein Herr Yu in 28 Jahren für seine Eltern anlegte. Der Garten war sehr schön und eine kleine Oase in der heißen Stadt.

Danach  fuhren wir nochmal zum Hafen zur Bootstour. Es war interessant Shanghai vom Wasser aus  zu sehen.

Im Bus auf der Rückfahrt gab Klaus dann die Wetterprognose für den 22. Juli und die SoFi durch. Jetzt fängt das große Bibbern an, weil sich das Wetter genau am Dienstagabend und Mittwoch verschlechtern soll, d.h. Wolken! Aber wir sind einfach Optimisten.

Nach dem wie immer sehr guten Mittagessen, besuchten wir das Shanghai- Museum. Zum Glück mussten wir uns als angemeldete Gruppe nicht in der 75 m langen Schlange anstellen, zumal  die Ausstellung enttäuschend war, ohne große Höhepunkte in endlosen Wiederholungen von nur für Chinesen bedeutsamen Dingen, Ausnahmen bildeten die Aquarelle und die Möbel. Zwischenstopp am Hotel.

Da wir immer noch Saunawetter mit 38 Grad und 98% Luftfeuchte hatten, duschte ich und wusch mir in kürzester Zeit die Haare  und danach fuhren wir zu einer Vorstellung des chinesischen Nationalzirkus. Nicht beschreibbar und großartig! Nicht nur die Darbietungen der Artisten waren einmalig, sondern auch die Inszenierung mit der sie präsentiert wurden. Zum Ausklang des Tages saßen wir dann noch eine Stunde in der Hotellobby und nach dem für heute notwendigen Umschlichten des Gepäcks bin ich gegen 1.00 Uhr eingeschlafen.

Heute früh ging es wie gestern um 8.30 los. Das erste Ziel war der Jadetempel. Dort befindet sich eine 1,70 m hohe Buddha-Statue aus einem Stück Jade geschaffen, eine mit ca. ein Meter kleinere liegende Jadefigur haben wir auch betrachtet. In Tempeln darf man nicht auf den Schwellen stehen, wegen der bösen Geister. Die chinesischen Buddhas sind fröhliche Götter mit einem wundervollen „Toleranzbauch“- ist das nicht ein guter Ausdruck für alle Freunde des übermäßigen Essens und Biertrinkens ;-)?! Ich habe im Tempel eine Kalligraphie für meinen Onkel und meine Tante zur Goldenen Hochzeit erstanden. Ich denke, das ist was Originelles.

Anschließend folgte ein kurzer Abstecher in eine Perlenfabrik, natürlich mit Verkauf. Ich hatte recht wenig Mühe zu widerstehen.

Jetzt sitze ich im Bus und wir fahren 2 1/2 h Richtung Wuzhen, in das Wasserdorf in dem wir die SoFi ansehen werden. Weil wir dort nur mit dem Boot hin können, bleibt das unnötige Gepäck im Bus.

Ich hoffe, dass es dort nach dem heißen, hektischen und lauten Shanghai ruhiger zugeht.

Als wir an Reisfeldern vorbei fahren, erzählt Ying ein wenig über die Reisbauern. 15 ho =1 ha, viele Bauern besitzen nur ein bis zwei ho.

Als wir im Wasserdorf Wuzhen ankommen, werden wir mit einem Boot in eine ganz eigene, abgeschlossene, altertümliche Welt versetzt. Es ist wunderschön und romantisch hier. In die alte Bausubstanz des Dorfes wurden luxuriöse Hotels, Kneipen und kleine Läden  eingebaut. Also wieder ein Kunstdorf, aber wirklich klasse gemacht  und sehr passend. Das gesamte Dorf ist von kleinen Kanälen durchzogen, die von Bogenbrücken überspannt werden und auf denen Boote schippern. Aber warm! Unerträglich, 40° und 100% Feuchte, bei unserem (Frank und ich)  20 minütigem Marsch zum Wassertheater, das für die Sonnenbeobachtung vorgesehen ist, zerlaufe ich förmlich. Bisher habe ich sowas nicht erlebt. Das Wassertheater erscheint uns vor allem wegen der Hitze und der großen Entfernung vom Hotel, als nicht besonders geeignet. Klaus und Roland haben schon eine Alternative ausgesucht- eine kleine Wiese. Und dann das Bangen um das Wetter, Zweckoptimismus und relative Gelassenheit. Das Briefing von Eclipse-Reisen lässt auch alles offen, vor allem die Frage nach dem Sinn der Veranstaltung. Abends machten wir noch einen Bummel zum ausgesuchten Standort und dann  spiele ich noch bis 2.00 Uhr mit der Kamera, um deren Funktionen - z.B. manuelle Fokussierung -  erkunden. 

 

Mittwoch, 22. Juli

Heute der große Tag. Die Beobachtung der SoFi soll der Höhepunkt der Reise sein.

5.00 Uhr Als erstes der Blick aus dem Fenster, ich bin mir sicher, dass dies alle Mitreisenden ebenso taten - So ein Mist alles kompakt grau. Was für ein Grau ist noch unklar.
Nach dem Frühstück regnet es. Hoffnungsvolle Blicke zum Himmel. 300 Ausländer schauen in einem „Nest“ in China ständig zum Himmel und diskutieren über das Wetter. Wie seltsam müssen wir den Chinesen vorkommen. 
Auch unser „Goldschätzchen“ hatte zu Beginn der Reise nicht so richtig begriffen was diese Sonnenfinsternis bedeutet. Sie fragte nach und informierte sich, ließ sich anstecken, gab aktuelle Wetterberichte aus dem Fernsehen und von ihrer Familie aus Hangzhou weiter an uns, stand von früh an mit unserem Busfahrer bereit uns zu helfen und fieberte mit uns.
Hoffnung und Bangen, Galgenhumor, der Beschluss unserer Gruppe  nicht mit dem Bus rauszufahren um nach einem Wolkenloch zu suchen, sondern  auf „unserer“ Wiese  aufzubauen. Dort stehen wir in wiederholten Regenschauern, Geräte aufdecken, abdecken... jede Wolke wird schön geredet. „Da hinten ein Loch,  es sieht hellblau aus, es wird besser!“ Die Stimmung ist trotzdem gedämpft gut... dann tatsächlich es scheint ein bisschen hellblau zu leuchten...es ist kurz vor der Totalität ... Plötzlich kämpft sich die Sonne durch die Wolken, die Sichel der partiellen Phase ist mit ungeschützten Augen durch die Wolken zu beobachten, fahles Licht, wie kurz vor einem bösartigem Gewitter, die Gänse sind von unserer Wiese ins Wasser geflohen und davon geschwommen, die Vögel schwirren unruhig über uns, dann wird es rasend schnell dunkel. Die Chinesen zünden ein  traditionelles Feuerwerk, um mit dem Lärm  das Unheil zu vertreiben. 
Klaus zählt runter - Totalität! Und die Korona ist zu sehen!
Nur kurz, dann versteckt sie sich wieder hinter den Wolken. Aber immer wieder ist sie zu sehen, vielleicht 4-mal. Euphorie. Beeindruckend. Auf „unserer“ Wiese haben sich auch einige Chinesen dazugesellt, die unsere Begeisterung teilen. Als es vorbei ist, kommen sofort die Gänse wieder, die Vögel singen und der Himmel hat sich nach spätestens 5 min wieder komplett zugezogen. Die Anspannung fällt ab, die Gesichter entspannen sich langsam. Alle werden lockerer, da in der letzten Phase bis um Elf der Himmel wieder betongrau verschlossen ist und es nix mehr zu beobachten gibt- aber wir warten trotzdem. Dann abbauen ein Schwanken zwischen Glück und Enttäuschung, man hatte sich so viel ausgemalt - Sternenhimmel, Protuberanzen, fliegenden Schatten. Jeder hatte da so seine eigenen Erwartungen und hat sich damit mehr oder weniger unter Druck gesetzt. Ich bin froh, über das was wir gesehen haben, das wir die Sonnenfinsternis überhaupt gesehen haben. Ich war mir irgendwie ganz sicher, dass es so kommt, ich habe es verdient, wenigstens hierbei Glück zu haben. 
Um eins gab’s Mittagessen. Nach dem Essen auf zum Stadtbummel, Shoppen ;).
Es ist auch schön mal ganz ohne Zeitdruck und alleine zu bummeln, zu genießen, still zu sitzen und aufzusaugen. Ich kam nicht allzu weit, erst traf ich Susi und Stefan und  dann regnete es  junge Hunde. Wir saßen mindestens eine Stunde unter einem Dach in einer der Gassen und quatschten.
Später sind wir dann noch zusammen durchs Dorf gebummelt, ich hab mir ein ledergebundenes Tagebuch gekauft, (wenn das von Karsta geschenkte voll ist), dann noch ein kurzes Schläfchen. Um 19.30 Uhr trafen wir uns zu einer Fahrt mit den kleinen Holzbooten auf den Kanälen von Wuzhen. In unserem Boot waren wir sechs Leute, irgendwann fingen wir an  schmutzige ;-) Liedchen zu singen, war ganz nach meinem Geschmack J. Den Abend verbrachten wir alle gemeinsam in einer der örtlichen Lokalitäten. Um Mitternacht ging ich nochmal unterm Sternenhimmel zum Abkühlen in den Pool direkt vor meinem Zimmer.

Unsere Astrofreaks scheinen immer noch ein wenig traurig zu sein, dass die SoFi zum großen Teil hinter den Wolken ablief.

 

China- "Unsere" Sonnenfinsternis bei YouTube

 

Donnerstag, 23. Juli

Um 8.30 Uhr Abfahrt aus Wuzhen nach Hangzhou. Auf dem Plan steht zuerst einsehr altes Apothekenmuseum in der Altstadt von Hangzhou und dann die hölzerne Pagode der sechs Harmonien, auf die wir auch aufgestiegen sind und am Abend der Besuch einer  genialen Lic ht- und Tanzvorstellung auf der Lagune von Hangzhou. Das war wunderschön, romantisch und phantastisch inszeniert.

Vom Fenster meines Zimmers im 19. Stock des Hotels blicke ich auf ein regelrechtes Armenviertel inmitten von Hochhäusern und Baustellen.

Zum Sundowner trafen wir uns dann im Nachbarhotel bei musikalischer Umrahmung durch ein automatisches Klavier.

Freitag, 24. Juli

Wie immer aufstehen, nach dem Frühstück geht es weiter 180 km nach Souzhou. Dort stehen der „Garten des bescheidenen Beamten“ :-), eine Seidenfabrik und das Wassertor Panmen auf dem Plan. Im „Garten des bescheidenen Beamten“ (was für ein genialer Name und wie bescheiden der war!!!!) habe ich schöne Bilder gemacht. Dann sitzen wir vollgefuttert und weil das Essen so gut war, träge im Bus, auf dem Weg zur Seidenfabrik. Dort habe ich mir ein kleines Bild für mein Arbeitszimmer gekauft, die Seidenprodukte sind sehr teuer, ein Tuch kostet ca. 22 Euro.

Im Hotel kurz habe ich geduscht und dann habe ich mich noch vor dem Abendessen in einen nahen Supermarkt aufgemacht. Dort: zuerst mal furchtbar und unerträglich laut, ein Superangebot, sehr sauber und aufgeräumt, ähnlich strukturiert wie unsere Supermärkte, es gibt westliche Produkte und so exotisches wie  fette Frösche, Unmengen seltsamer Fische, Reihen wie bei Max und Moritz aufgehängter Peking-Enten, exotische Gewürze...

Ich habe nach langem Suchen meinen schwarzen Reis gefunden - und war dann richtig froh im Hotel wieder auf meine Gruppe zu treffen. Susi und Stefan hatten mich schon besorgt gesucht, ich hatte das mit dem gemeinsamen Abendbrot irgendwie nicht als verbindlich aufgefasst. Ich habe dann auch noch mit gegessen, echtes Feinschmeckerchen und das für zehn Euro. Nach dem  Abendessen bin ich auf Klaus‘  Bitte hin  mit ihm mit dem Taxi für zwei  Euro noch in die Stadt gefahren.  Auf Rat unserer Jin Ying besichtigten wir ein Viertel, welches ein echtes „Wuzhen“ war, ein stimmungsvoll im Dunkel von zahllosen roten Laternen beleuchtetes Viertel mit in engen Gassen aneinander gereihten Läden. Ein Touristenviertel, allerdings ausschließlich für Einheimische und wir wurden als Exoten bestaunt.

Gegen Elf waren wir zurück und ich ging diesmal  ausnahmsweise „zeitig“ schlafen.

 

Sonnabend, 25.Juli

Gut geschlafen, allerdings mit Durchfall beglückt. Vielleicht die gekauften Weinbeeren, obwohl ich sie mit Mineralwasser gewaschen hatte- ich habe sie vorsichtshalber weggeworfen und eine Kohletablette geschluckt. Scheint im Moment gut zu gehen. Da ich wie fast immer im Bus schreibe, ein Wort zum Verkehr. Für uns total chaotisch - kreuz und quer fahren Elektroroller, Fahrräder, Autos und Taxis durcheinander- mit lautem Hupen sich irgendwie einfädelnd, im Dunkel grundsätzlich ohne Licht und Verkehrsregeln weitgehend ignorierend. Stefan hat die drei Regeln für das erstaunlicherweise beulen- und unfallfreie Funktionieren dieses Systems aufgestellt:

  1. Unfälle sind zu vermeiden.
  2. Der Größere/Kühnere hat Vorfahrt.
  3. Wenn du Lust hast, halte dich an die übrigen Verkehrsregeln.

Die Autos haben fast keine Blechschäden. In Shanghai benötigt man, um dem Verkehr Herr zu werden eine Genehmigung für das Auto, die ca. sechs tausend Euro kostet. Also purer Luxus. In Peking geht man anders vor, bestimmte Autonummern dürfen an festen Tagen nicht fahren und die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel wurden gesenkt.

Ein Elektroroller kostet hier ca. € 200, ein Elektrofahrrad 150 Euro.

Auf der Fahrt nach Shanghai zum Flughafen besichtigten wir noch ein Observatorium, war recht interessant- obwohl wir uns fragen, wann die wohl bei dem Dauersmoke was beobachten können?! Gleich daneben war eine katholische Kirche, ein ganz kleiner Anteil der Bevölkerung ist christlich, davon ist der größere Teil evangelisch.

Auf der Fahrt erzählte uns Ying Interessantes über die seit 1978 eingeführte Einkind - Politik der chinesischen Regierung. Nur Verheiratete von mindestens 21-w/23-m Jahren dürfen nach einer Genehmigung des Staates ein Kind haben, wollen sie mehr, müssen sie 100000 Juan (ca. 10000€) Strafe und mehr Steuern zahlen, also nur was für Reiche. Bei allen anderen  Fällen wird auch noch sehr spät eine Zwangsabtreibung vorgenommen oder die Kinder kommen als illegale Kinder zur Welt mit erheblichen Nachteilen in ihrem Leben.

Das Mittagessen war ein etwas seltsam-mongolisches Barbecue und auch etwas schmuddelig. Habe mich beim Essen etwas bedeckt gehalten.

Am Flughafen zum Inlandtransfer von Shanghai nach Beijing waren wir froh, dass wir unsere Ying mit hatten, dort spricht man kaum englisch. Der Flug verlief glatt. Der abendliche Absacker ist durch, jetzt liege ich schon im Bett, es ist nach Mitternacht und werde jetzt schlafen.

 

Sonntag, 26. Juli

Heute wecken, Frühstück und Abfahrt wie immer. Unser neuer Reiseleiter scheint im Gegensatz zu unserer Ying nur seinen Job zu machen, zwar professionell, aber ohne viel Herz.

Peking ist etwas angenehmer als Shanghai, nicht so warm, weniger schwül und nicht so hektisch und auch die Autofahrer sind ruhiger und die Verkehrsregeln haben nicht nur Richtwert. Zuerst besichtigten wir den berühmten Kaiserpalast, riesig, nach dem Erlaufen war selbst ich fußlahm, grandios, verkörperte Macht aber irgendwie auch ermüdend gleichförmig.

Anschließend besuchten wir das Planetarium von Peking, modern, schick und auch interessant aufgemacht. Wir sahen uns auch eine Vorführung mit Zeisstechnik und deutscher Software auf Chinesisch synchronisiert, an. Dann folgte noch ein Abstecher zur alten Sternwarte von 800 und irgendwas. Der abendliche Besuch einer Kung-Fu-Vorstellung war nicht so meins, vor allem empfand ich es als zu laut und gestalterisch irgendwie nicht mitreisend und stimmig. Beim gemeinsamen  Sundowner gab es ein paar negative Schwingungen, weil die kleinen Kellner(innen) schlecht organisiert und des Englischen nicht mächtig waren. Ich mag solche Auseinandersetzungen eher  nicht.

 

Montag, 27. Juli

Heute fuhren wir eine halbe Stunde früher los zu einem der Höhepunkte der Reise - die Ming Gräber der 14 von 16 Kaisern der Ming-Dynastie  sowie die Ming-Allee und die Große Mauer, die  nördlich von Beijing liegt. Zwischendurch noch ein Stopp an einer Jadeschmuck Verkaufsstelle. Beim Mittagessen kamen wir noch an einer Werkstatt für Ming-Vasen vorbei, sehr interessant wie mühsam und filigran deren Herstellung ist.

Ein Teil der chinesischen Mauer liegt ca. 80 km von Beijing entfernt in einer Kulisse von spitzen grünen Bergen, leider war es sehr trüb. Susi und ich liefen etwas voraus, die „Jungs“, Klaus und die Müllers kamen nach. Als Susi und ich mitten auf der Mauer gerade an einem Turm angelangt waren, fing es unerwartet sehr stark zu regnen an. Was hatten wir wieder mal Glück gehabt. Thomas und Stefan kamen  noch angerannt, klatschnass - aber die Technik gerettet. Sie taten mir leid, zumal wir ja dann auch noch zurücklaufen mussten. Trotzdem oder auch gerade wegen  des Regens, eine bleibende Erinnerung.

Abends eine erlebnisreiche Fahrt  in einen offiziell inoffiziellen Fake-Markt mit 6 Etagen voller „echter“ Markenprodukte. Susi wollte erst nicht mit, ließ sich dann aber mir zuliebe überreden. Sie, Thomas, Stefan- „meine“  3 großen „Bodyguards“, Klaus, der Schmied und Frank. Klaus war richtig heiß, während wir anderen mehr nach dem Motto „nur gucken, nicht anfassen“ vorgingen. Danach fuhren wir weiter in die Altstadt, im Dunkel schon bisschen unheimlich aber wir waren ja zu siebt. Alle 200 m gab es eine öffentliche Toilette, mit furchtbarem Geruch verbunden, weil die Häuser kein fließendes Wasser und keine eigenen Toiletten haben. Die Luft war so staubig, das auf den Fotos Reflektionen entstanden. Auf dem Bürgersteig spielten die Männer Karten. In den Straßen reihten sich billige Hotels, saubere kleine Läden, Ramschläden, Garagenbaumärkte und Lifestyle-Geschäfte und Bars wahllos aneinander. Ich glaube, obwohl uns niemand irgendwie belästigte oder uns feindselig begegnete, waren alle dann recht froh, als wir wieder in hellere Gegenden kamen.

Für die vier Fahrten bezahlten wir ca. fünf Euro, für 30 km, dabei fielen wir auch auf ein Schwarztaxi rein, das doppelt so teuer war.

 

Dienstag, 28. Juli

Heute ging es erst um Neun los. Nach dem Frühstück hatte ich noch Zeit für einen einsamen kleinen Rundgang um unser Hotel. Mal für mich sein- ist auch notwendig.

Zuerst  besuchten wir den Sommerpalast des Kaisers und machten eine kleine Bootsfahrt auf dem künstlich angelegten See. Am besten gefiel mir der Chor aus Parkbesuchern, der uns mit schöner, mitreisender Musik empfing. Danach waren wir im Lama-Tempel, mit der 15 m hohen Buddha-Statue. Nach dem Mittagessen besuchten wir noch den Himmelstempel. Am Nachmittag waren wir  ausnahmsweise mal relativ früh im Hotel, ca.15.00 Uhr. Susi, Thomas und ich schlenderten noch ein wenig durch den Garten, den ich morgens, gleich in der Nachbarschaft unseres Hotels entdeckt hatte- ein für chinesische Verhältnisse fast menschenleerer recht hübscher Park.

Am Abend gingen wir in ein Restaurant gleich gegenüber vom Hotel zum traditionellen Pekingente-Essen. Es schmeckte sehr gut und zum Glück auch mal etwas anders als das recht  einheitliche Essen der letzten Tage. Obwohl meine Innereien noch immer  meutern, wollte ich vorsichtig mittun. Nach dem Essen wurden wir in der Hotelbar mit einem Glas Rotwein, einem Getränk und Knabbereien für die Unannehmlichkeiten von vorgestern entschädigt.

 

Mittwoch, 29. Juli

Nach einer unruhigen Nacht mit häufigen Zwischenstopps im „Raum der Harmonie“ und einem aus diesem Grund sehr abgespecktem Frühstück zuppelte ich noch ein bisschen an meinem Gepäck rum und um Zehn ging es vom Hotel los zum Flughafen. Nach einem problemlosen Check-In, sitze ich jetzt im zum Mittagsschlaf verdunkelten Flugzeug und werde von Turbulenzen kräftig durchgeschüttelt. Nach 7800 km sind wir  hoffentlich 18 Uhr wieder  auf deutschem Boden.

Damit die Zeit verging pendelte ich im Flugzeug hin und her, vor allem zu Susi und Stefan. Bei Susi gab es immer süße chinesische Zwillinge zu begucken.

Bernd kam vorbei und erzählte, von so einer Art Bar im Flugzeug mit Keksen und Getränken. Dort traf ich dann  Thomas, mit dem ich mich lange unterhielt. Mit Stefan, Susi und ihm konnte ich herrlich Blödeln und wir lieferten uns wundervolle Scheingefechte wegen unseres Größenunterschieds. 
Aufgrund der Gespräche und des Umherwanderns im Flugzeug, erschien mir der Rückflug weniger lang, als der Hinflug. 

 

Donnerstag, 30. Juli

Wir sind gestern Abend überpünktlich gelandet, das Gepäck ging glatt durch, einschließlich sämtlicher „Markenuhren“, die sich  in verschiedenen Gepäckstücken fanden.

Über dutzende Autobahnkreuze fuhr ich dann zu einem kleinen Ort bei Mainz zu Klaus’ Kumpel  zur Zwischenübernachtung. Der empfing uns sehr liebevoll mit selbstgemachtem Kartoffelsalat und Gegrilltem. Also genau das, was wir uns im Flugzeug so ausgemalt hatten. Es waren noch 3 andere „SoFi-Chinesen“ da und es gab genug Gesprächsstoff. Gegen Elf musste ich Klaus klarmachen, dass er mal bitte seine 30 kg Koffer aus meinem Auto holen soll, weil ich einfach nicht mehr in der Lage war, wach zu bleiben. Nach einer, obwohl ich todmüde war, nicht sehr schlafreichen Nacht und einem opulenten Frühstück mit frischen Semmeln, stehen jetzt noch die laut Navi 452 km Heimfahrt an.

 

Nachtrag

Mit ab und zu Stau waren wir nach 4,5 h zuhause.

China zu bereisen war toll, für interessante Einblicke in das Land, für das mit den Mitgefahrenen gemeinsame Erleben des Landes und der SoFi, allerdings sollte man nicht unbedingt die Sommermonate wählen, wenn man die Wahl hat. 

Ich habe entgegen meines Vorsatzes gleich am nächsten Tag die Bilder „quergeguckt“ und sie nach Reisetagen sortiert. Das war wichtig,  baute eine Brücke zwischen dem „dort“ und dem „hier“. Die Gedanken quellen über von Eindrücken und Erlebnissen und die Leute mit denen man 2 Wochen fast ständig zusammen war, sind plötzlich wieder aus meiner Welt verschwunden und in ihre zurückgekehrt. Ich habe 2 Tage gebraucht, um wieder einigermaßen in meiner Normalwelt anzukommen. Zum Glück oder leider? holte mich der Alltag dann recht schnell wieder ein …