An dieser Stelle ein Wort über die Neuseeländer, auch als „Kiwis“ bezeichnet. Sie sind sehr, sehr hilfsbereit und nett sowie an uns Ausländern interessiert und man kommt deshalb schnell mit ihnen ins Gespräch. Steht man z.B. mit einer Straßenkarte suchend am Wegrand, so ist es mir mehrmals passiert, dass Passanten (selbst mit dem Fahrrad ) umgekehrt sind, um mir ihre Hilfe anzubieten. Allerdings ist es auch auffällig, dass hier die Uhren langsamer gehen als bei uns. Die Kassiererinnen im Supermarkt haben es nicht eilig, die Kellnerinnen auch nicht und eine lange Warteschlange bringt niemanden (auch die Wartenden nicht) aus der Ruhe. Geschäfte schließen oft schon um 5 Uhr, Bäckereien meist schon nach dem Mittag, wenn das Brot alle ist.
Als ich direkt am Seeufer entlang ging, merkte ich, wie heftig der Wind wehte, da ahnte ich schon was dann kam – das Skydiving wurde wegen des Windes abgesagt. Das war nun schon das dritte Highlight, welches das Wetter verhinderte:-( .
Da ich den Tag nicht weiterhin ungenutzt lassen wollte, nahm ich eine Bergtour auf den in 3-6 Stunden erwanderbaren Ben Lomont in Angriff.
Ich ging gegen 15.00 los und war nach straffem Aufstieg nach 1,5h auf dem Sattel des Berges angekommen, von dort hatte ich einen schönen Rundblick auf die schneebedeckten Spitzen der umliegenden Berggipfel und den See.
Weil ich dort oben alleine war und ein so starker Wind wehte, dass ich kaum stehen konnte und dunkle Wolken sich bedrohlich am Gipfel sammelten, verzichtetet ich auf den Gipfelaufstieg, der noch ca. eine Stunde gedauert hätte und marschierte zügig zurück nach Queenstown. Dort hatte ich am Hafen noch ein „Rendezvous“ mit dem alten Dampfer, der täglich den See befährt. und dann erreichte ich kurz bevor der Himmel seine Schleusen öffnete mein Quartier.
Den Abend verbrachte ich dann mit zwei mitreisenden Paaren, es war sehr nett und wir hatten viel Spaß miteinander.
Jetzt fahren wir gerade durch wunderschöne, von Bergen eingerahmten Ebenen, nach Te Anau, wo dann morgen als Höhepunkt eine Fahrt durch den Milford Sound ansteht. Gerade hielten wir kurz in Kingston, dort kann man normalerweise mit einer uralten Dampflock von 1917 mit originalen Wagen fahren, aber im Moment steht die Bahn zum Verkauf, da der Betreiber pleite ist. Also blieben mir nur ein paar Fotos zu schießen.
Sonnabend, 28.11. Te Anau- Milford Sound
Wir kamen vorgestern relativ zeitig in Te Anau an. Te Anau ist ein sehr überschaubares 2000 Einwohner-Städtchen ohne Besonderheiten. Es liegt direkt am Lake Te Anau, dem drittgrößten See des Landes und hier beginnt der in 3 Tagen zu erlaufende Milford-Track. Dieser darf nur nach Anmeldung und nur in eine Richtung begangen werden (zurück fährt ein Bus). Te Anau stellt also so eine Art Basislager für die Wanderer dar.
Da ich die Bootstour zu dem berühmten Höhlensystem mit Glühwürmchen nicht mitmachen wollte, blieb mir viel Zeit ein Stück des Seeufers abzuwandern. Dabei hatte ich in weitem Bogen immer die schneebedeckten Berggipfel vor Augen. An diesem Tag schien die Sonne mal wieder ausdauernd, nur ein kräftiger kalter Wind sorgte für Frösteleinheiten. Mein Ziel war ein idyllischer, einsamer Strand am gegenüberliegenden Seeufer. Erwartungsfroh setzte ich mich dort in den warmen Sand, um die Stille und das Panorama zu genießen - ich hielt es aber nicht lange aus: Sandflys, ca. 2 mm große blutsaugenden Fliegen vertrieben mich schnell wieder. Einschließlich Rückweg war ich ca. 6 Stunden, allerdings in gemütlichem Tempo, unterwegs.
Am gestrigen Tag fuhren wir also zum Milford Sound. Dort regnet es durchschnittlich an 200 Tagen im Jahr und wir hatten natürlich einen davon. Es war eiskalt auf unserem Boot, peitschender Wind und Regen weichten uns auf.
Trotzdem (oder auch gerade deshalb) sind die bis zu 400 m hohen, vom Eis glattgeschliffenen Felswände mit unzähligen, sich herabstürzenden Wasserfällen (zahlreiches Material für die noch anzulegende Rubrik „Wasserfall des Tages“) auch im Nebel eine beeindruckende Kulisse.
Teilweise war der Wind so stark, dass der Lauf der Wasserfälle unterbrochen wurde, weil das Wasser „vom Winde verweht“ wurde.
An diesem Tag liefen, hüpften oder schwammen uns Keas (Bergpapageien), Seebären, Zwergpinguine (die sind wirklich ganz winzig) und Delphine über den Weg.
Nachdem wir uns im Motel aufgewärmt hatten, feierten wir den 69. Geburtstag meines Sitzpartners im Bus und da sich mein Neuseelandaufenthalt dem Ende nähert, ging ich „shoppen“. In Anbetracht der Kälte hier und den zu erwartenden Wintertagen zuhause, kaufte ich mir 2 Paar Opossumhandschuhe (mit und ohne Finger) und ein paar Opossumsocken.
Ich habe dafür insgesamt ca. 25 € bezahlt, also nicht sehr viel, dafür sind die Teile ganz kuschelig, warm und angeblich sehr haltbar. Opossums sind ausgesprochen niedliche, kleine Raubtiere, die von den Neuseeländern als Plage angesehen werden. Wie so viele andere Tiere sind sie Fremdkörper in Neuseeland natürlicher Fauna und haben sich aufgrund fehlender Feinde ungehemmt vermehrt. Aus diesem Grunde bedrohen sie die einheimische Tierwelt, sie jagen z.B. auch Kiwis. Jetzt versuchen die „Kiwis“ ihrer Herr zu werden, indem für jedes Opossumfell 5 € Prämie gezahlt werden. Die kuschlig weichen Felle werden zu Kleidung, Wolle und Accessoires (beliebt sind z.B. „Nipple Warmer“ :-)) verarbeitet. So macht man aus der Not noch eine Tugend.
Ich schreibe gerade wieder im Bus (auf der Fahrt nach Tekapo), da habe ich die meiste Zeit, weil die Fahrten oft lang (>150km) sind und der Tag ansonsten fast lückenlos ausgefüllt ist oder ich ihn ausfülle.
Im Moment fahren wir zurück nach Queenstown, dort machen wir Station an der Kawaru Brücke, der Brücke von der 1988 der erste Bungee-Sprung der Welt gewagt wurde. Dort gibt es Frühstück und 2 unserer Reisenden + Stefan wollen auch springen.
Nächste Station ist dann Twizel, dort haben wir zwei Hubschrauber (6+6) gechartert, um doch noch zu unserem Flug zum Mount Cook und zum Gletscher zu kommen. Im Moment macht uns das Wetter Hoffnung, dass er nicht wieder abgesagt werden muss.
Sonntag, 29.11., 1. Advent, Takepo
Jetzt geht unser Neuseelandaufenthalt schon dem Ende zu, wir sind gerade unterwegs zu unserer letzten Station – Christchurch, dort werden wir noch einmal übernachten, am letzten Abend von 3 Mitreisenden Abschied nehmen und alle anderen fliegen dann für einen knappe Woche nach Fidschi.
Gestern war nochmal ein super, super genialer Tag mit Landschaften, die so unwirklich waren, dass man an eine getürkte kitschige Postkarte denken musste - aber es war alles echt!
Zuerst fand bei strahlendem Sonnenschein, hellblauem Himmel und komplett freier Sicht auf die Berge unser langersehnter Hubschrauberflug statt. Es war fantastisch, die Berggipfel waren zum Greifen nah und in den Bergtälern schlängelten sich hellblaue Schlangen, die Zuflüsse zu den türkisfarbenen, eiskalten Gletscherseen. Die hellblaue Farbe entsteht dadurch, dass zermahlenes Felsgestein in die Seen transportiert wird und in der Sonne unglaublich türkisfarben leuchtet.
Wir landeten auf einem Schneefeld unterhalb eines Gipfels, machten eine kleine Schneeballschlacht, bauten einen Schneemann und bestaunten das Panorama und den schneeweiß herausragenden Mount Cook (3664m). Dabei wurden Glückshormone in Massen ausgeschüttet.
Genau 5 vor 5 kamen wir in Tekapo an. Wir hatten also noch 5 min Zeit, die Kirche God of Sheperds anzusehen. Ein winziges, uraltes Kirchlein. Dessen Besonderheit ist, dass es keinen Altar besitzt, sondern ein riesiges Fenster mit dem Blick auf den wunderschönen, hellblauen Lake Tekapo und die Bergkette mit den weißen Gipfeln um den See herum.
Da das Wetter uns ausnahmsweise mal wohlgesonnen war, ein unvergesslicher Anblick.
Gleich nach dem Einchecken, ging ich nochmal los. Ich bestieg den „Hügel“ in Richtung Observatorium, wanderte dann noch ein ganzes Stück am See entlang und ging bei untergehender Sonne am See entlang zurück zum Motel und dort kam ich im Dunkeln wieder an. Da Tekapo nur 400 Einwohner hat und kaum Lichtverschmutzung ist, bot die klare Luft einen hervorragenden Blick auf den südlichen Sternenhimmel, deshalb gibt es dort auch ein Observatorium.
NZ- Teil 9- Christchurch, Fiji und die Vertreibung aus dem Paradies